von Anne Simone Krüger / Kunsthistorikerin
…Dynamisch und auf mehrfache Weise kommt der Raum in den Zeichnungen von Kathrin Horsch daher. Die filigranen Zeichnungen mit Pigmenttusche breiten sich über mehrere Blätter aus, erobern das Papier und generieren einen fluiden, kaum greifbaren Raum. Die ephemeren Gebilde erzeugen in ihrer Ausbreitung, in dem Wechsel von Verdichtung und Auflösung, den Anschein von Dreidimensionalität. Gleichzeitig entsteht im Schaffensprozess ein Realraum vor dem Bild. So ist es unabdingbar, dass die Künstlerin immer wieder zurücktritt, die Zeichnung mit Abstand betrachtet, wieder herantritt und dabei permanent Entscheidungen darüber trifft, wie sich die Zeichnung weiterentwickelt. Denn nichts ist hier im Vorfeld festgeschrieben, es gibt keinen Plan und kein Format, die Arbeit wächst so lange Papier um Papier weiter, bis Kathrin Horsch entscheidet, der zeichnerischen Reise ein Ende zu setzen.
Den Raum vor dem Bild, den die Künstlerin dabei im Produktionsprozess durchschritten hat, begehen auch wir als Betrachter*innen – bewusst oder unbewusst. Denn nicht nur das Auge muss sich bei diesen Arbeiten bewegen, auch wir müssen es, um sie in ihrer Gesamtheit und vor allem in ihren Details erfassen zu können…